Vor genau einer Woche fiel der Vorhang zum letzten Camel Konzert in der Orangerie zu Fulda. Die kleine Camel Tour war somit nach nur 13 Tagen und 11 Konzerten beendet.
Tatsächlich war es eine sehr kleine Tour. Doch die 11 Konzerte waren, jedes für sich genommen, großartig und haben uns, den Fans, ein unvergleichlich schönen Abend erleben lassen.
Die alte "Schneegans" hob 1975 das letzte Mal ab, doch diesmal waren ihre Flügelschläge leichter und doch kräftig zugleich.
Als ich im Vorfeld der Tour von einer überarbeiteten Fassung der "Snow Goose" hörte, stockte mir zuerst der Atem. Was soll das? Warum legt Andrew an diesen Klassiker Hand an? Was will man daran noch besser machen? Was soll dabei rauskommen? Hätte er lieber nicht ein neues Album produzieren können? Zeit war doch sicherlich dafür genug da!
Endlich war es dann soweit. Mein Cousin Manfred und ich fuhren in dieses kleine, verträumte wallonische Städtchen namens Limbourg.
Vor exakt 3654 Tagen saßen wir beide zur gleichen Uhrzeit ca. 8,5 km weiter, im "Grand Théâtre de Verviers". Dies sollte damals eines der letzten Camel-Konzerte überhaupt sein. Aber es kam, wie wir wissen ganz anders. Gott sei Dank!
Der heutige Veranstalter war genau der selbe wie vor 10 Jahren. Das "Spirit of 66". Und genau wie einst herrschte zunächst verhaltener Andrang, doch "Le Kursaal" (eine wundervolle Halle mit einem einzigartig leicht morbiden Flair) füllte sich immer rascher, bis es schließlich voll besetzt war.
Von der Empore über dem Eingang der Saales konnten wir frontal auf die Bühne schauen. Ein tolles Plätzchen um alles bestens mitzubekommen. Bei mir stellte sich eine Spannung ein. Das war so, als hätte der Weihnachtsmann eine 10 Jahre lange Pause gemacht.
Wie werde ich als kritischer Fan auf die überarbeitete "Snow Goose" reagieren?
Für (fast) alle Instrumentengruppen wurden neue Arrangements geschrieben. "The Snow Goose" wirkte zum einen leichter, klarer aber dennoch nicht verwässert. Jason und Guy breiteten als Keyboarder einen großen, aber nicht aufdringlichen Klangteppich aus, durch den die "Schneegans" in neuem Glanz flog.
Denis unterstützte dies Ganze mit einem zum Teil zurückhaltendem, ebenfalls neu arrangiertem Schlagzeugspiel. Andrew glänzte wie immer durch brillante Soloparts, die er wie eh und je hingebungsvoll zelebrierte. Seine Mimik und Gestik beim Spiel ist ja bereits legendär. Nur Colin blieb als Bassist etwas zu sehr im Hintergrund der "Schneegans". Das ist meines Erachtens der Tatsache geschuldet, das die neuen Arrangements des ersten Sets leichter uns orchestraler wirkten.
Im zweiten Set standen Songs auf der Liste, die live seit zig Jahren nicht mehr gespielt wurden. „Wait“ (letzte Aufführung: 1984-05-29, Oslo) und „Tell Me“ (letzte Aufführung: 1979-11-30, Madrid). Das war wirklich höchste Zeit, solch alte Schätzchen hervorzukramen und auf die Setlist zu setzen. Bei „Tell Me“ wurde ich etwas sentimental. Da habe ich meine damalige Freundin kennenlernt (Grüße an Steffi Irlenbusch).
Das "Ice" keinen Platz auf der Setlist fand ist zwar schade, doch das ist sicherlich den anderen Stücken, die gespielt wurden geschuldet. Die Zugabe „Lady Fantasy“ hat sicherlich niemanden überrascht, doch diese "Hymne" musste noch zum Schluss gespielt werden.
Mir gefiel die neue "Snow Goose" in der überarbeiteten Fassung. Sie ist nicht besser als die ursprüngliche Fassung, nein, sie ist anders.
Nach dem Konzert hatte ich die Gelegenheit, mich bei fast allen Bandmitgliedern (leider konnte ich Jason Hart nicht finden) für diesen tollen Abend zu bedanken und mir Autogramme geben zu lassen.
Andrew sah zwar angestrengt und ausgepowert aus, doch kein Wunder.... Ich sagte zu ihm, dass es mich vor allem freut, ihn in guter gesundheitlicher Verfassung anzutreffen. Gesundheit sei die Hauptsache!
Des Weiteren gilt ebenfalls mein Dank allen, die zum Gelingen der Tour beigetragen haben. Ganz gleich, ob es die Roadies, der Busfahrer, der Veranstalter oder es die vielen Helfer am Rande der Konzerte waren. Tausend Dank!
Wir Fans freuen uns bereits jetzt schon auf die Tour 2014.